Dein alter Laptop liest heimlich mit: Warum du diese Telegram-Einstellung sofort prüfen musst

Telegram gehört zu den flexibelsten Messengern auf dem Markt – und diese Flexibilität hat ihren Preis. Während andere Messenger ihre Multi-Device-Funktionalität erst später nachgerüstet haben, erlaubt Telegram von Anfang an die parallele Nutzung auf mehreren Geräten. Das klingt praktisch, birgt aber eine unterschätzte Gefahr: Viele Nutzer verlieren den Überblick über ihre aktiven Sitzungen und lassen alte Verbindungen auf längst vergessenen Geräten offen. Ein ausrangiertes Tablet, der alte Arbeits-PC oder der Browser im Internetcafé – all diese Geräte können zur Sicherheitslücke werden, wenn die Sitzung nicht ordentlich beendet wurde.

Warum vergessene Telegram-Sitzungen zum Problem werden

Anders als bei vielen anderen Messengern funktioniert Telegram cloud-basiert. Eure Nachrichten werden auf Telegram-Servern gespeichert und auf allen verbundenen Geräten synchronisiert. Das bedeutet: Jedes aktive Gerät hat Zugriff auf eure komplette Chat-Historie, Mediendateien und Kontakte – ohne dass ihr dafür euer Smartphone in der Nähe haben müsst.

Genau hier liegt das Problem. Wenn ihr euch auf einem fremden Computer, einem geliehenen Tablet oder einem alten Gerät anmeldet und die Sitzung nicht explizit beendet, bleibt diese aktiv. Theoretisch könnte jeder, der Zugang zu diesem Gerät hat, eure Nachrichten mitlesen, in eurem Namen Nachrichten versenden oder sogar sensible Informationen einsehen.

Was viele nicht wissen: Bei normalen Telegram-Chats wird nur zwischen eurem Endgerät und dem Telegram-Server verschlüsselt, nicht aber Ende-zu-Ende zwischen den Gesprächspartnern. Das bedeutet, dass Telegram selbst und potenziell auch Dritte theoretisch auf die in der Cloud hinterlegten Daten zugreifen können. Diese Architektur macht die Verwaltung aktiver Sitzungen umso wichtiger.

Besonders kritisch wird es bei öffentlichen Computern oder Arbeitsgeräten, die ihr nicht mehr nutzt. Viele Menschen melden sich schnell im Browser an, vergessen aber beim Abmelden die Sitzung zu beenden. Telegram interpretiert dies als gewollte Dauerverbindung und hält die Sitzung aktiv – manchmal über Monate oder Jahre hinweg.

Die häufigsten Szenarien für vergessene Sitzungen

In der Praxis gibt es einige typische Situationen, in denen aktive Telegram-Sitzungen vergessen werden:

  • Browserversion auf öffentlichen PCs: Ihr habt euch in der Bibliothek, im Hotel oder bei Freunden kurz eingeloggt und nur das Browserfenster geschlossen, nicht aber die Sitzung beendet.
  • Alte Smartphones oder Tablets: Ihr habt ein neues Gerät gekauft und das alte verkauft, verschenkt oder eingelagert – ohne vorher die Telegram-App abzumelden.
  • Arbeitscomputer nach Jobwechsel: Auf eurem früheren Arbeitsrechner war Telegram installiert, und die IT-Abteilung könnte theoretisch noch auf eure Chats zugreifen.
  • Desktop-Anwendungen auf geteilten Rechnern: Ihr nutzt einen Familien-PC, auf dem mehrere Personen Zugang haben, und eure Telegram-Sitzung läuft permanent im Hintergrund.

So überprüft ihr eure aktiven Telegram-Sitzungen

Die gute Nachricht: Telegram bietet eine komfortable Übersicht über alle aktiven Sitzungen. Diese Funktion ist in den Einstellungen versteckt, aber leicht zugänglich. Öffnet Telegram auf eurem Smartphone und tippt auf die drei horizontalen Linien oben links. Wählt dann Einstellungen aus und scrollt bis zum Punkt Geräte oder Aktive Sitzungen. Hier seht ihr eine Liste aller Geräte, die derzeit mit eurem Account verbunden sind.

Die Anzeige ist dabei erstaunlich detailliert: Telegram zeigt euch nicht nur den Gerätetyp und das Betriebssystem an, sondern auch den ungefähren Standort, von dem aus die Verbindung hergestellt wurde, sowie das Datum der letzten Aktivität. Bei der Desktop-Version erscheint beispielsweise „Windows 10, Chrome“ mit der entsprechenden IP-Adresse und dem Zeitstempel der letzten Nutzung.

Diese Informationen sind Gold wert, wenn ihr verdächtige Aktivitäten aufspüren wollt. Seht ihr ein Gerät in der Liste, das ihr nicht kennt, oder einen Standort, an dem ihr nie wart? Dann solltet ihr sofort handeln.

Aktive Sitzungen richtig beenden

Das Beenden einzelner Sitzungen ist denkbar einfach. In der Liste der aktiven Geräte tippt ihr auf das betreffende Gerät und wählt Sitzung beenden. Telegram trennt die Verbindung sofort, und das entsprechende Gerät verliert den Zugriff auf euren Account.

Noch radikaler ist die Option Alle anderen Sitzungen beenden, die ihr am unteren Rand der Geräteliste findet. Mit einem Fingertipp werden alle Sitzungen außer der aktuellen auf eurem Smartphone beendet. Diese Funktion eignet sich perfekt für einen schnellen Sicherheitscheck oder wenn ihr den Verdacht habt, dass unbefugte Personen Zugriff haben könnten.

Ein wichtiger Hinweis: Das Beenden einer Sitzung bedeutet nicht, dass sich niemand erneut anmelden kann. Wenn jemand physischen Zugang zu einem Gerät und eure Telefonnummer hat, könnte diese Person einen neuen Login-Versuch starten. Ihr würdet dann allerdings eine SMS mit einem Bestätigungscode erhalten – ein deutliches Warnsignal.

Zusätzliche Maßnahmen für maximale Sicherheit

Wer seine Telegram-Sicherheit auf das nächste Level heben möchte, sollte die Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren. In den Einstellungen unter Datenschutz und Sicherheit findet ihr die Option für ein zusätzliches Passwort. Selbst wenn jemand eure Telefonnummer und den SMS-Code hat, kommt diese Person ohne das Passwort nicht in euren Account. Die Einrichtung dauert keine zwei Minuten und erhöht die Sicherheit dramatisch.

Für besonders vertrauliche Unterhaltungen solltet ihr die sogenannten Secret Chats nutzen, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung verwenden. Bei diesen wird niemand außer euch und dem vorgesehenen Empfänger die Nachrichten lesen können. Die Verschlüsselungsschlüssel werden lokal auf den Geräten gespeichert, nicht in der Cloud. Dadurch wird verhindert, dass jemand auf eure Nachrichten zugreifen kann, selbst wenn der Telegram-Server kompromittiert würde. Der einzige Nachteil: Secret Chats funktionieren nur für Einzelgespräche und sind an ein bestimmtes Gerät gebunden.

Veraltete Telegram-Versionen bergen erhebliche Sicherheitsrisiken. In der Vergangenheit wurden Schwachstellen wie die Zero-Day-Lücke „EvilVideo“ oder Malware wie „Baohuo“ entdeckt, die über 58.000 Geräte infiziert hat. Aktiviert automatische Updates, um solche Bedrohungen zu minimieren. Macht es außerdem zur Gewohnheit, etwa einmal im Monat eure aktiven Sitzungen zu überprüfen. Setzt euch eine Erinnerung im Kalender oder nutzt die Gelegenheit, wenn ihr ohnehin in den Telegram-Einstellungen unterwegs seid.

Wenn ihr Telegram in öffentlichen WLANs nutzt, solltet ihr besonders wachsam sein. Nach der Nutzung unbedingt ausloggen und nicht nur die App schließen. Bei der Browserversion hilft der Inkognito-Modus, der Sitzungsdaten automatisch löscht, sobald ihr das Fenster schließt. Plant ihr, ein Smartphone oder Tablet zu verkaufen oder zu verschenken? Beendet vorher nicht nur die Telegram-Sitzung, sondern führt auch einen kompletten Factory Reset durch.

Was tun bei verdächtigen Aktivitäten

Entdeckt ihr in der Geräteliste eine Sitzung, die ihr nicht zuordnen könnt, heißt es schnell handeln. Beendet sofort alle anderen Sitzungen über die entsprechende Funktion. Ändert anschließend euer Telegram-Passwort, falls ihr die Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzt, und aktiviert diese Funktion unbedingt, falls noch nicht geschehen.

Prüft außerdem eure letzten Chatverläufe auf ungewöhnliche Nachrichten, die ihr nicht selbst verschickt habt. Telegram speichert keine Informationen darüber, wer von welchem Gerät aus konkrete Nachrichten gesendet hat, aber verdächtige Aktivitäten fallen meist dennoch auf. In extremen Fällen könnt ihr euch auch an den Telegram-Support wenden, allerdings sollte das Beenden aller Sitzungen und die Aktivierung der Zwei-Faktor-Authentifizierung in den meisten Fällen ausreichen, um die Kontrolle über euren Account zurückzugewinnen.

Die Möglichkeit, Telegram auf beliebig vielen Geräten gleichzeitig zu nutzen, ist ein enormer Komfort. Mit der richtigen Verwaltung eurer aktiven Sitzungen, dem bewussten Einsatz von Secret Chats für sensible Gespräche und aktueller Software stellt ihr sicher, dass dieser Komfort nicht zur Sicherheitslücke wird. Ein paar Minuten Aufmerksamkeit alle paar Wochen reichen völlig aus, um eure Privatsphäre zu schützen und zu verhindern, dass alte Geräte zum digitalen Einfallstor werden.

Wie viele aktive Telegram-Sitzungen hast du gerade laufen?
Keine Ahnung ehrlich gesagt
Nur mein Smartphone
Zwei bis drei Geräte
Mehr als fünf Geräte
Habe gerade nachgeschaut

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