Nur 20 Kilometer von Tiflis entfernt liegt eine der ältesten Städte des Kaukasus, die im Dezember eine ganz besondere Atmosphäre entfaltet. Mzcheta, die ehemalige Hauptstadt Georgiens und heutige spirituelle Herzstück des Landes, verwandelt sich in der Vorweihnachtszeit in ein authentisches Reiseziel abseits der üblichen Touristenpfade. Für Familien, die ein verlängertes Wochenende mit kultureller Tiefe, beeindruckender Architektur und echten georgischen Begegnungen erleben möchten, ist dieser Ort im Dezember eine perfekte Wahl – und das zu Preisen, die das Reisebudget schonen.
Warum Mzcheta im Dezember ideal für Familien ist
Der Dezember bringt nach Mzcheta eine ruhige, besinnliche Stimmung. Die Temperaturen bewegen sich zwischen 2 und 8 Grad Celsius, was warme Kleidung erforderlich macht, aber die Kälte hält sich in Grenzen. Die Hauptreisezeit ist vorbei, was bedeutet, dass die UNESCO-Welterbestätten ohne Gedränge erkundet werden können – ein enormer Vorteil, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Die klare Winterluft lässt die schneebedeckten Gipfel des Kaukasus am Horizont besonders eindrucksvoll erscheinen, während die historischen Kirchen und Klöster in der winterlichen Landschaft eine märchenhafte Kulisse bieten.
Georgien feiert Weihnachten nach dem julianischen Kalender am 7. Januar, doch die Vorbereitungen und die festliche Atmosphäre sind bereits im Dezember spürbar. Familien können so die Weihnachtstraditionen eines anderen Kulturkreises kennenlernen, ohne den kommerziellen Trubel westeuropäischer Weihnachtsmärkte.
Die historischen Schätze entdecken
Das Herzstück von Mzcheta ist die Swetizchoveli-Kathedrale, ein Meisterwerk mittelalterlicher Architektur aus dem 11. Jahrhundert. Für Kinder mag eine alte Kirche zunächst wenig aufregend klingen, doch die Legenden rund um diesen Ort fesseln auch junge Zuhörer: Der Überlieferung nach liegt hier das Gewand Christi begraben, und ein heiliger Baum soll an dieser Stelle gewachsen sein. Die massiven Steinmauern, die jahrhundertealten Fresken und die feierliche Atmosphäre vermitteln ein Gefühl von Zeitreise, das Kinder durchaus faszinieren kann.
Oberhalb der Stadt thront das Dschwari-Kloster auf einem Hügel am Zusammenfluss von Aragwi und Kura. Der kurze Aufstieg lohnt sich nicht nur wegen der architektonischen Schönheit dieses Kreuzklosters aus dem 6. Jahrhundert, sondern vor allem wegen des Panoramablicks. Von hier oben überblickt man die gesamte historische Stadt und die umliegende Landschaft – ein Moment, der selbst bei kühleren Temperaturen unvergesslich bleibt. Plant für den Aufstieg etwa 15 bis 20 Minuten ein und packt eine Thermoskanne mit heißem Tee ein.
Kulinarische Entdeckungen für kleine und große Genießer
Die georgische Küche ist familienfreundlich, herzhaft und überraschend vielfältig. In den kleinen Restaurants entlang der Hauptstraße von Mzcheta kostet eine vollständige Mahlzeit für eine Familie mit zwei Kindern zwischen 20 und 35 Euro – deutlich weniger als in den meisten europäischen Städten. Khachapuri, das berühmte georgische Käsebrot, ist bei Kindern besonders beliebt. Die adjarische Variante kommt in Bootsform mit einem Ei in der Mitte auf den Tisch und macht das Essen zum interaktiven Erlebnis.
Khinkali, die georgischen Teigtaschen, erfordern eine spezielle Esstechnik: Man hält sie am oberen Knoten fest, beißt vorsichtig in die Seite und schlürft zunächst die heiße Brühe heraus. Für Kinder ist das eine unterhaltsame Herausforderung. Vegetarische Optionen wie Pkhali (Gemüsepaste aus Spinat, Rote Bete oder Bohnen) oder Badridschani (gefüllte Auberginenröllchen) sorgen für Abwechslung auf dem Tisch.
An kälteren Dezembertagen wärmt eine Schüssel Chakapuli, ein aromatischer Kräutereintopf, von innen. Die Portionen sind großzügig, und in vielen kleineren Gasthäusern wird hausgemachtes Brot noch im traditionellen Tonofen gebacken – ein Schauspiel, das Kinder oft durch die offene Küche beobachten können.
Praktische Fortbewegung zwischen Tiflis und Mzcheta
Die Anreise nach Mzcheta könnte kaum unkomplizierter sein. Von der Didube-Busstation in Tiflis fahren Minibusse, lokal Marschrutkas genannt, regelmäßig nach Mzcheta. Die Fahrt dauert etwa 30 Minuten und kostet umgerechnet weniger als einen Euro pro Person. Kinder unter fünf Jahren fahren meist kostenlos mit. Diese Minibusse sind zwar nicht luxuriös, aber sauber und zuverlässig – und bieten einen authentischen Einblick in den georgischen Alltag.

Wer mehr Flexibilität wünscht, kann auch ein Taxi für den ganzen Tag mieten. Die Preise liegen bei etwa 40 bis 60 Euro für eine Tagestour, die neben Mzcheta auch nahegelegene Sehenswürdigkeiten einschließen kann. Dies lohnt sich besonders mit kleineren Kindern, wenn häufiges Warten auf öffentliche Verkehrsmittel vermieden werden soll.
Innerhalb von Mzcheta selbst ist alles gut zu Fuß erreichbar. Die Stadt ist kompakt, und die Wege zwischen den Hauptsehenswürdigkeiten sind auch für Familien mit jüngeren Kindern problemlos zu bewältigen.
Übernachtungsmöglichkeiten mit Charakter und kleinem Budget
In Mzcheta gibt es zahlreiche familiengeführte Gästehäuser, die Übernachtungen zwischen 25 und 50 Euro pro Nacht für ein Doppelzimmer anbieten. Viele dieser Unterkünfte verfügen über zusätzliche Räume oder Sofabetten für Kinder, oft ohne Aufpreis oder gegen einen geringen Zuschlag von 5 bis 10 Euro. Die georgische Gastfreundschaft ist legendär, und in diesen kleineren Häusern wird sie besonders spürbar: Hausgemachtes Frühstück mit frischem Brot, hausgemachter Marmelade und georgischem Joghurt gehört meist zum Standard.
Alternativ kann man in Tiflis übernachten, wo die Auswahl an Unterkünften größer ist. Hier findet man auch Apartments mit Küche, was mit Kindern praktisch sein kann und die Essenskosten weiter senkt. Eine Übernachtung in einem einfachen, aber sauberen Apartment im Stadtzentrum von Tiflis kostet zwischen 30 und 55 Euro. Von dort aus lässt sich Mzcheta problemlos als Tagesausflug erkunden.
Zusätzliche Aktivitäten in der Umgebung
Die Umgebung von Mzcheta bietet weitere kostengünstige Erlebnisse für Familien. Das nahegelegene Samtavro-Kloster ist weniger touristisch als die Swetizchoveli-Kathedrale, aber nicht weniger beeindruckend. Hier spürt man die lebendige religiöse Tradition Georgiens besonders intensiv, da das Kloster noch aktiv ist und oft Mönche und Nonnen bei ihren täglichen Aufgaben zu sehen sind.
Ein Spaziergang entlang der Ufer von Aragwi und Kura vermittelt die natürliche Schönheit der Region. Im Dezember sind die Flüsse ruhig, und die kahlen Bäume geben den Blick auf die umgebenden Berge frei. Für Kinder gibt es am Flussufer Raum zum Spielen und Entdecken – ein willkommener Ausgleich zu Kirchenbesuchen.
Wer einen ganzen Tag Zeit hat, kann auch eine kurze Fahrt zur Festung Ananuri unternehmen, etwa 40 Minuten nördlich von Mzcheta. Diese mittelalterliche Festungsanlage am Ufer des Schinwali-Stausees bietet nicht nur historische Einblicke, sondern auch Raum für Erkundungen, die besonders bei älteren Kindern gut ankommen.
Geld sparen ohne Kompromisse
Georgien ist generell ein sehr erschwingliches Reiseziel, und Mzcheta bildet keine Ausnahme. Mit einer täglichen Budgetplanung von etwa 60 bis 80 Euro für eine vierköpfige Familie – inklusive Verpflegung, Unterkunft und Transport – lässt sich ein komfortables Wochenende verbringen. Eintritte zu den religiösen Stätten sind kostenlos, lediglich eine kleine Spende ist willkommen.
Das Trinken von Leitungswasser ist in georgischen Städten unbedenklich, was die Kosten für Getränke niedrig hält. In lokalen Bäckereien kostet ein frisches Brot umgerechnet etwa 0,30 Euro, ein Kilo saisonales Obst auf dem Markt zwischen 1 und 2 Euro. Wer selbst einen kleinen Snack für zwischendurch vorbereitet, spart weiter und hat immer etwas für hungrige Kindermünder dabei.
Was man für Dezember einpacken sollte
Die Temperaturen im Dezember erfordern warme Kleidung in Schichten. Thermounterwäsche, warme Pullover und eine wind- und wasserdichte Jacke sind unerlässlich. Gute Wanderschuhe mit rutschfester Sohle sind wichtig, besonders für den Aufstieg zum Dschwari-Kloster, wo der Weg bei Feuchtigkeit glatt werden kann. Mützen, Schals und Handschuhe gehören ebenfalls ins Gepäck.
Eine wiederverwendbare Wasserflasche, Snacks für unterwegs und eine kleine Reiseapotheke mit Basics sollten nicht fehlen. Georgien ist medizinisch gut versorgt, doch in kleineren Orten wie Mzcheta sind Apotheken begrenzt.
Mzcheta im Dezember verbindet Geschichte, Kultur und Authentizität zu einem Wochenendtrip, der Familien näher zusammenbringt und gleichzeitig das Reisebudget respektiert. Die Kombination aus UNESCO-Welterbe, herzlicher Gastfreundschaft und einer Küche, die Groß und Klein begeistert, macht diesen Ort zu einem Geheimtipp für alle, die abseits ausgetretener Pfade reisen möchten.
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